Tempo 30 Rettet Leben

Die Reduzierung der Basisgeschwindigkeit auf 30 km/h rettet Leben! Innerhalb von Ortschaften ereignen sich ungefähr doppelt so viele Unfälle wie außerhalb (Deutsches Statistisches Bundesamt). Bei den Kinderunfällen lag das Verhältnis von innerhalb zu außerhalb im Jahr 2011 sogar bei 28:1.
Gefahren können besser erkannt werden
Autofahrer lenken ihren Blick automatisch dorthin, wo sie in zwei, bis drei Sekunden sind. Je höher die Geschwindigkeit, desto weiter weg geht also der Blick. Bei Tempo 50 liegt er ca 40 Meter weit vor dem Fahrzeug, bei Tempo 30 dagegen nur etwa 15 Meter. Der Blick geht in die Breite, und das Geschehen rechts und links der Fahrbahn wird besser wahrgenommen. Aller Verkehrsteilnehmenden können sich mit Blickkontakten und Gesten verständigen. Wenn plötzlich am Straßenrand etwas geschieht, können auch die Autofahrer schnell reagieren. Auch die Anzahl der wahrgenommenen Verkehrsschilder nimmt bei Tempo 30 im Vergleich zu Tempo 50 stark zu.
Der Anhalteweg wird kürzer
Während ein Auto mit Tempo 30 nach 14 m schon steht, ist ein Fahrzeug mit Tempo 50 km/h an der gleichen Stelle immer noch mit 50 km/h unterwegs. Es steht erst nach 28 Metern, davon sind 14 Meter ungebremste Fahrt während der Schrecksekunde.
Forschungen zufolge dauert die Zeit bis zu einer Reaktion bei vielen Menschen bis zu 1,5 Sekunden. Es muss also eventuell mit noch längeren Strecken in ungebremster Fahrt gerechnet werden. Bei Tempo 30 entspricht eine Sekunde bis zur Reaktion 8,3 Metern zurückgelegter Strecke.
Die Unfallfolgen sind leichter
Mit Tempo 30 nimmt die Wahrscheinlichkeit eines Unfalls ab. Ist ein Zusammenstoß jedoch unausweichlich, sind die Verletzungsfolgen geringer. Denn prallt ein Fahrzeug mit 50 km/h mit einem Fußgänger zusammen, entspricht der Unfall einem Sturz aus 10 Metern Höhe, und die Überlebenschancen für den Fußgänger liegen bei gerade einmal 30 Prozent. Ist das Auto dagegen mit Tempo 30 unterwegs, entspricht eine Kollision einem Sturz aus 3,5 Metern. Die Überlebenschancen steigen auf 90 Prozent.
In Schweden, wo die staatliche Verkehrspolitik die “Vision Zero” verfolgt, also null Unfalltote, schreibt die Straßenbehörde “Vägverket”: “Die Arbeit an der Verwirklichung der Vision Zero hat klar gemacht, dass Tempo 30 das Limit sein muss, wenn Fußgänger und Radelnde eine Kollision überleben sollen”.[ii]
Empirische Untersuchungen bestätigen, dass es bei maximal 30 km/h in der Stadt weniger schwer Verletzte oder Tote gibt, insbesondere sind weniger Kinder darunter.Das haben zahllose Tempo-30km/h-Zonen bewiesen, seitdem 1983 im norddeutschen Städtchen Buxtehude ein erstes Pilotprojekt ins Leben gerufen wurde. In allen Tempo-30-Zonen geht die Schwere und die Zahl der Unfälle spürbar zurück, und zwar im Durchschnitt zwischen 10 – 25%. Teilweise wurden sogar noch weit höhere Zahlen festgestellt, so zum Beispiel in London, wo die bisher umfangreichste Studie überhaupt[iii] (von 1986 – 2006) über die Einführung von Tempo-30 Zonen folgende Ergebnisse ergab:
– Unfallzahlen insgesamt: minus 41,9 %
– Unfälle mit Todesopfern. minus 35,1 %
– Unfälle mit Beteiligung von Kindern unter 15 Jahren: minus 46 %
– Schwere Unfälle und solche mit Todesopfern bei Kindern: minus 50 %
Mit Tempo 30 ist es schöner in unserem Ort. Die Straßen werden wieder zu Lebensräumen, in denen wir uns als Bewohner wohl fühlen: Hier bin ich Mensch, hier darf ich sein!
Hier geht es zu einem Vortrag von Martin Mönninghoff von der deutschen Polizeihochschule, über Tempo 30 und die Verkehrssicherheit.
[i] Statistisches Bundesamt der Bundesrepublik Deutschland, 2012: Verkehrsunfälle 2011
[ii] (“The work on turning Vision Zero into reality has emphasised that this must be the limit if pedestrians and cyclists are to survive a collision.”). Vägverket, Vision Zero on the Move, 2006);
[iii] Chris Grundy et al: Effect of 20 mph traffic speed zones on road injuries in London, 1986-2006: controlled interrupted time series analysis; BMJ 2009
Quelle: EUGENT Europäische Gesellschaft für Entschleunigung gUG